Freitag, 22. Februar 2013

Oscars 2013: Diese beiden Ton-Kategorien da ...


Jahr für Jahr raufen sich Filmfreunde die Haare: Was ist bloß die Sache mit diesen verfluchten Tonkategorien? Anlässlich dessen, dass es dieses Jahr sogar eine selbstbewusste, eigenständige Oscar-Anzeige für die Kategorie "Bester Ton" gab (die sich einfach auf James Bonds berühmtes Martini-Zitat stürzte), wollen wir da doch einfach Mal versuchen, Abhilfe zu schaffen.

Der Oscar für das beste Sound Mixing beziehungsweise den besten Ton geht an die Verantwortlichen für die finale Tonabmischung, wie sie im endgültigen Film zu hören ist. Tonabmischer nehmen sämtliche verfügbaren Tonspuren und -ebenen, die Dialoge, Umgebungsgeräusche, Soundeffekte, Musik, und schaffen eine hoffentlich ideale Klangwelt. Tonabmischer bestimmen etwa, ob in der zentralen Actionsequenz "ihres" Films der Klang der Zerstörung, die treibende Hintergrundmusik oder der Hilfeschrei des Opfers am lautesten sein soll. Außerdem sorgen sie für die Räumlichkeit des Sounds.

Dieses Jahr sind nominiert:

  • Argo (John T. Reitz, Gregg Rudloff und José Antonio García)
  • Les Misérables (Andy Nelson, Mark Paterson und Simon Hayes)
  • Life of Pi (Ron Bartlett, D.M. Hemphill und Drew Kunin)
  • Lincoln (Andy Nelson, Gary Rydsrom und Ronald Judkins)
  • Skyfall (Scott Millan, Greg P. Russell und Stuart Wilson)
Mit Greg P. Russell befindet sich im diesjährigen Rennen einer der größten Oscar-Unglücksvögel aller Zeiten: Sage und schreibe 16 mal wurde er bislang nominiert, 15 mal ging er bisher leer aus und in der Nacht von Sonntag auf Montag werden wir sehen, ob er seine "perfekte" Verliererstatistik behählt. Nur Kevin O' Connell, ebenfalls Tontechniker, hat mit 20 Nominierungen und 0 Siegen einen noch mieseren Schnitt. Aber Russells Chancen stehen dieses Jahr wirklich nicht übel: Nur wenige der bisherigen Oscar-Filme Russells wurden so stark innerhalb der Branche respektiert wie Skyfall, auch eine Kampagne rund um ihn wurde gestartet. Jedoch tritt der toll polierte Bond-Sound gegen Les Misérables an. Musicals haben eine lange Historie mit dieser Kategorie (darunter Dreamgirls, Chicago, Hello, Dolly! und West Side Story), hinzu kommt, dass im Falle von Les Misérables der Livegesang, und wie er mit der Hintergrundmusik verschmolzen wurde, einer der meist besprochenen Aspekte dieser Oscar-Saison ist. Darüber hinaus gewann das Musical den Preis der Tonabmischer-Gewerkschaft sowie den BAFTA für den besten Ton. Fast jeder Film, der beide Awards abräumte, gewann auch diesen. Also setze ich hier auf die Elenden.

Der Oscar für Best Sound Editing beziehungsweise den besten Tonschnitt würdigt das künstliche Erschaffen von Soundeffekten sowie das Säubern von Tonaufnahmen. Hilfreiche Eselsbrücke: Als diese Sparte eingeführt wurde, hieß sie noch "Beste Toneffekte". Hier sind dieses Jahr nominiert:
  • Argo (Erik Aadahl und Ethan Van der Ryn)
  • Django Unchained (Wylie Stateman)
  • Life of Pi (Eugene Gearty und Philip Stockton)
  • Skyfall (Per Hallberg und Karen Baker Landers)
  • Zero Dark Thirty (Paul N.J. Ottosson)
In meinen Augen ist dies ein Dreikampf zwischen Argo (Gesamtfavorit des Abends, wütende Massen, eine Protest- und eine große Actionszene), Skyfall und Life of Pi. Skyfall würde im Fall eines Gewinns Bond zum 50. Jubiläum einen dritten Oscar einbringen, und dies noch dazu in der Kategorie, in der das Franchise seinen ersten Goldjungen einsackte. Allein schon die Eröffnungsactionsequenz strotzt vor Soundeffekten, darüber hinaus wurden satte Unterwassersounds geschaffen und bei der Tonschnitt-Gilde gab es den "Hauptpreis" für die besten Effekte.

Life of Pi wiederum gewann die meisten anderen Tonschnitt-Indikatorpreise und lebt sehr von seiner Klangatmosphäre, zudem gilt es auch hier, Action- und Wettergeräusche zu erstellen.

Ich würde mich tatsächlich sehr für Skyfall freuen, allerdings ahne ich, dass Life of Pi technisch eine Granate bei dieser Oscar-Verleihung werden könnte. Die Chancen schätze ich nahezu 50/50 ein, weshalb ich einfach Mal meine offizielle Prognosenstimme James Bond gebe. Wenn er verliert, tja, war auch dumm von mir, gegen den "Bester Film"-Kandidaten zu wetten, sollte er gewinnen, bin ich plötzlich ein Superduperoscarexperte. 

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