Samstag, 4. Mai 2024

Mediatheken-Tipps (4. Mai 2024)

Edins Neo Night: Premiere mit Katrin Bauerfeind (Late-Night-Show, 2024) Ich mag Edin Hasanović! Sowohl als Schauspieler, als auch als Entertainer. Seine Filmpreis-Moderationen etwa haben mir sehr gefallen, insbesondere im hoch umstrittenen Jahrgang 2020, als es teils aus der Filmindustrie (darunter von Michael 'Bully' Herbig) harsche Kritik an der Show in ihrer Gesamtheit gab. Mit Verve, unbändiger Energie und augenzwinkernd-aufgesetzter Arroganz füllte Edin den Raum, der gezwungenermaßen leer war. Eben diese Energie legt Edin auch in der mit Katrin Bauerfeind auftrumpfenden Premiere seiner wild-chaotischen Neo Night an den Tag. Bin sehr gespannt, ob (und wenn ja: wie) sich dieses Format je einpendeln will. Eins ist klar: Ich bleib am Ball ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 28. April 2026

neo Tropical Tonight: Teewurst, saure Gurken & Durchfall (Late-Night-Show, 2024) So wenig Raum Edin in seiner Late-Night-Show für größere Themen findet, so sehr ist neo Tropical Tonight der gefällige Versuch, Comedy und Zeitgeschehen mit Persönlichkeit unter einen Hut zu bringen. Late Night, ein vielfältiges Genre! Das Studio ist erfrischend sommerlich gehalten (im Gegensatz zur Nachtschwärmerstimmung der typischen US-Studios) und nach der etwas schleppenden Debütausgabe hat sich Aurel Mertz (wieder) in seine Late-Night-Host-Rolle eingefunden. Und gerade im Gespräch mit einem Energiebündel wie Alli Neumann in dieser Folge gefällt er mir auch sehr als Interviewer. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Mai 2026

Neo Ragazzi: Dickpics für ZDFneo, Pokémon und ein Hund im Studio (Talkshow, 2024) Was hatte ich mich 2023 nach der Ankündigung von Neo Ragazzi gefreut! So ganz konnte die Kölner Ideenschmiede btf dann doch nicht meine Hoffnungen erfüllen, aber das liegt größtenteils an mir und meinen zu großen Erwartungen an eine herb-spritzige Neumischung des Talkshow-Genres. Denn kurzweiliges Fernsehen ist dabei noch immer rumgekommen, und in Staffel zwei wirken Sophie Passmann und Tommi Schmitt auf mich noch eingespielter. Dass die hier empfohlene Folge zudem Joko Winterscheidt als Gast aus dem Hut zaubert, mit dem Passmann ja blendend kann, kommt noch dazu. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 7. Mai 2026

Streetphilosophy - Faulheit: Mach mal nix! (Reportage-Reihe, 2021) Ich habe große Achtung für Ronja von Rönne als Autorin und Medienpersönlichkeit (erinnert ihr euch an die gefühlt achtzehneinhalb Sekunden, als sie als künftiges Ensemblemitglied bei Late Night Berlin gehandelt wurde? Warum ist da nichts draus geworden?). Und ähnlich wie für Twist, habe ich eine jahrelange Schwäche für Streetphilosophy (mit ihr), die ich wohl öfter hätte äußern sollen. Naja, die ungeschliffen-nachdenkliche, atmosphärisch-schwarz-weiße arte-Sendung kann man ja dank ihrer langen Mediatheken-Laufzeit auch mal was verspätet empfehlen. Und diese Mediatheken-Tipp-Runde schien mir eine angemessene Nachbarschaft dafür. Exemplarisch habe ich mal die Folge über Faulheit genommen, da in den drei Jahren seither die Botschaft "Leute, ihr müsst nicht alles, was ihr tut, zu Content und Arbeit machen!" für Leute in meinem Alter (plus / minus sieben Jahre) gefühlt an Dringlichkeit zugelegt hat. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 12. November 2026

Bosetti Late Night: Make Democracy Great Again (Satirisch-informative Late-Night-Talkshow, 2024) Puuuh, war das neulich eine beschämende Nacht in den sozialen Netzwerken, als der Grimme-Preis verliehen wurde. Haben da ein paar Feinde des respektvollen Miteinanders extra tief in die "Bot-Budget"-Kasse gegriffen? Menschenskinder... Besonders viel Wutschaum ist mir zum Thema Bosetti Late Night aufgefallen, und es ist ein Jammer, dass diese gewitzt-charmant präsentierte, authentisch-meinungsstarke und reflektierte Show so viele Menschen verärgert. Da muss meiner Vermutung nach irgendwann irgendwas schwer schiefgelaufen sein in der Erziehung. Aber naja, eine gelungene Sendung bleibt eine gelungene Sendung. Und da sie noch eher unbekannt ist, werfe ich hiermit meinen Scheinwerfer in ihre Richtung. Wenn ich ihr auch nur einen neuen Fan beschaffen kann, habe ich bereits meine gute Tat für den Tag vollbracht. Als Exempel habe ich die Ausgabe zur Demokratie ausgewählt, mit Collien Ulmen-Fernandes, Jagoda Marinic und Thomas L. Kemmerich als Gesprächspartner:innen. Aber jede Folge ist sehenswert. ZDF-Mediathek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Resche Fernsehen - Werbung ohne Pause: Wie Außenwerbung unsere Städte kapert (Informative Satire-Unterhaltung, 2024) In einer öffentlich-rechtlichen Fernsehwelt, in der lange Schreibtischmonologe mit kurzen, informativen Clips und komödiantischen Einlagen die Ärgernisse unserer (Polit-)Gesellschaft einordnen, wünsche ich mir mehr Beachtung für Reschke Fernsehen. Das Format hat bereits die Fälschung der Hitler-Tagebücher kritisch eingeordnet, mit entlarvenden Originalzitaten aus den angeblich ach-so-lustig-harmlosen Fakes, und ist einem gewissen Herren R. wirksamer auf's Dach gestiegen als viele vergleichbare Formate. Aber irgendwie gewinnt die Sendung in Sachen Medienecho einfach nie die Zugkraft, die sie verdient hat...

Als Mediathekentipp empfehle ich euch heute aber (gerade zum Einstieg, wenn ihr die Sendung noch nicht kennt), die aktuelle Episode: Es beginnt mit einem Crashkurs in Medien- und vor allem Werbetheorie, für alle, die keinen Deutsch-LK hatten (oder ihn nicht mehr so präsent in Erinnerung haben), wird dann aber zu einem wirksam-frustrierenden, ärgerlichen Überblick über den aktuellen Zustand der Außenwerbung und deutschen Städteplanung sowie Städtefinanzierung. Womit Reschke Fernsehen einen der besten Beiträge informativ ergänzt, den eine von mir einst inniglich gefeierte, mittlerweile nur noch aus Gewohnheit geschaute Sendung ähnlicher Machart in jüngerer Vergangenheit geliefert hat. Denn ja: Das Ärgernis "Digitale Werbeplakate" geht tiefer ins Sujet der Innenstadt-Planung hinein, als man denken sollte. ARD-Mediathek, mir unbekanntes Ablaufdatum

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 27. April 2024

Mediatheken-Tipps (27. April 2024)

El Mariachi (Action, 1992) Robert Rodriguez' erster Langfilm: Atmosphärische, rasant erzählte und stylische Verdichtung aus Neo-Western, South-of-the-Border-Mythos und Actionknaller, die der Legende nach für unter 7.300 Dollar produziert wurde (und nochmal etwa 200.000 Dollar an Postproduktion und Verfielfältigungskosten verschlang). Saucool und explosiv! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 28. April 2024

Guten Morgen (Alltagskomödie, 1959) Yasujirō Ozus zweiter Farbfilm ist zugleich ein loses Remake eines seiner Stummfilme und dreht sich um Kinder, die in den Redestreik treten, weil sich ihre Eltern gegen die Anschaffung eines Fernsehers ausgesprochen haben. In einer Nebenhandlung geht es um die Vermutung, dass bei einer örtlichen Frauengruppierung Geld veruntreut wurde, und dass ein im Ort wenig bekanntes Ehepaar abgehoben sei. So entsteht eine Geschichte über inhaltsleere Alltagsphrasen, Misstrauen und Innovationsscheue, aber auch über zwischenmenschliche Kommunikation. Erzählt mit beiläufigem Dialogwitz und einem Pups-Running-Gag. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 29. April 2024

Die große Aktion (Komödie, 1968) Jean-Pierre Mockys spritzige, mit leichtem satirischen Biss versehene Komödie handelt von einem übereifrigen Gymnasiallehrer, der glaubt, dass seine übermüdeten und desinteressierten Schützlinge nur durch eine Methode wieder für das Anhäufen von Wissen begeistert werden können: Er beschließt, ihre Fernsehantennen unbrauchbar zu machen. Betont schrill und albern erzählt, aber in seinem Ringen zwischen Medienpessimismus und Kulturoptimismus recht durchdacht und zeitlos. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. April 2024

Gangs of New York (Historien-Gewaltepos, 2002) Martin Scorseses großes Passionsprojekt, das leider durch Produzent Harvey Weinstein kompromittiert wurde. Während wir also alle die Daumen drücken, dass Scorsese noch eines Tages ganz im Stile Francis Ford Coppolas zu diesem Projekt zurückkehrt und einen Director's Cut nachliefert, kann man sich aber noch immer daran ergötzen, was Scorsese allem negativen Einfluss zum Trotz ablieferte: Stark von Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis und Cameron Diaz gespielt und imposant ausgestattet, erweckt Gangs of New York ein blutiges, finsteres Kapitel der US-Ostküstenhistorie zum Leben. Eine echte Wucht! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Mai 2024

71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (Psychodrama, 1994) Frostige, fragmentarisch erzählte Regiearbeit Michael Hanekes: In Einzelszenen wird auf das schon zu Filmbeginn vorweggenommene Ende hingearbeitet - einen Amoklauf in einem Wiener Vorort. In waschechter Haneke-Manier eine erschütternde Reflexion über Gewalt und unmenschliche Untiefen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 13. Oktober 2024

Only Lovers Left Alive (Vampir-Abhängfilm, 2013) Nachtschwärmerische, übernatürliche Coolness von Jim Jarmusch und mit einem Cast zum Zungeschnalzen: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, Jeffrey Wright, Slimane Dazi und John Hurt! Es geht um Kulturlust und Lebensfrust, die (Un-)Attraktivität des ewigen Lebens und staubtrockenen Humor. Sowie um verführerische, verführerische Musik. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Dezember 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.